6. November 2010

Princess über den "normalen" Arbeitswahnsinn

Nach einigen Kino und DVD Tipps, von denen ich noch einige in petto habe, möchte ich mal wieder über das schreiben was mir so einfällt.


Seit kurzer Zeit nehme ich nach längerem krankheitsbedingtem Ausfall wieder am normalen Arbeitsleben teil. Tja dazu muss man "normal" wohl definieren.

Was ist schon normal?
Bei meiner Firma ist es eben normal, das man die mit Betriebsrat getroffenen Vereinbarung ignoriert. Also ist die Gleitzeit und die 40-Stunden-Woche nur auf dem Papier existent. Denn es wird erwartet immer von Mo-Fr von 8.00 bis 17.00 Uhr aktiv zu arbeiten und darüber hinaus ist man wie ich dann auch auf dem Diensthandy erreichbar.
Damit wären wir ja nach Adam Riese (abzgl. der halbstündigen Pause täglich, die vereinbart ist) schon bei 42,5 Stunden pro Woche. Und natürlich ist es auch normal das keine Überstunden bezahlt werden.

Darüber hinaus sind wir auch mal mehr im Aussendienst Deutschlandweit unterwegs. Bei uns ist es normal das die Reisezeiten keine Arbeitszeit ist. Konket sieht z.B. die kommende Woche aber wie folgt aus: Am Mittwoch bin ich von 7.00 bis 20.00 Uhr unterwegs  und am Donnerstag von 6.00 - 20.00 Uhr. Das macht eine 52,50 Stunden Woche. Aber das sind keine Überstunden, eigentlich nicht normal oder?

Was mache ich eigentlich?
Was ich tue ist schwer zu sagen, den normal ist mein eigentlicher Titel "Consultant" (=Kundenberater) aber das spiegelt meine tatsächliche Tätigkeit nicht wieder.
Normalerweise bin ich im Projektmanagement im Neukundenbereich tätig und mache Dinge wie Projektleitung, Projektcontrolling und ich mache selbst auch noch die technische Umsetzung meiner Projekt.
(in meinem Fall Access Datenbanken anlegen und individuell steuern).
Das liegt aber daran, das der Projektumfang in meinem Segment überschaubar ist und es sich um Zeiträume pro Projekt von zwischen 1-3 Monate handelt. Dabei betreue ich bis ca 5 Projekte gleichzeitig.

Nun normal ist es aber bei meiner Firma, das ich als Consultant (=Kundenberater) auch selbst zusätzlich zur Projektarbeit auch noch unsere Produkte und Dienstleistungen an Kunden (Neu wie Bestandskunden) zusätzlich nachverkaufe (dafür existiert mein Gehalt auch aus einem umsatzabhängigen variablen Anteil) und desweiteren mittlerweile auch noch proaktiv für die Zufriedenheit der Kunden sorgen muß (also das ich  sog. Keyaccount Management auch noch betreibe),
Ja und da wir auch alle kreativ und innovativ sein sollen, erfinden und kreiiren wir unsere Kundenmarketing-Aktionen auch selbst und setzen diese auch noch um.
So habe ich zum Beispiel unsere Firmen Sommeraktion ins Leben gerufen wo es Software und Schulung in den Sommermonaten zu einem unschlagbaren Preis gibt und den Slogan hab natürlich auch ich selbst erfunden. Dann haben wir gemeinsam auch die Mailingaktion und die Flyer dafür entworfen und das ganze auch umgesetzt.
Damit spart sich unsere Firma nicht nur den Keyaccount Bereich sondern auch die Marketingabteilung und die Abteilung Produktmarketing gibts mittlerweile auch schon nicht mehr.
Klingt gar nicht mehr so normal oder?

Bei amerikanischen Firmen tickt die Uhr oft anders. Die reden von Dingen wie "Shareholder Value" und "Headcount/Timecount", was so viel bedeutet das nur der Gewinn stimmen muss für die Aktionäre und die Anzahl der Mitarbeiter muss auch passen (nicht nach Arbeitsaufwand berechnet sondern nach Umsatz, versteht sich oder ;-)
Werte u.a. wie  Kundenzufriedenheit, Arbeitsqualität, Mitarbeiterzufriedenheit und Mitarbeiterausbildung sind leider nicht die vorrangigen Werte bei den Amerikanern. 

Mal sehen, das schlechte Ergebnis bei der Kunden- und  Mitarbeiterzufriedenheit, sowie die hohe Kündigungsrate sollte eigentlich Bände sprechen und das Management dazu bewegen aktiv zu werden und was zu tun.
Lt. Info-Mail des Europa-Verantworlichen soll europaweit nun an verschiedenen Stellen Verbesserung geschaffen werden (wobei in der Aufzählung der Mitarbeiter wieder unter den zu erreichenden Umsatz und Gewinnzahlen und der Erhöhung der Kundenbindung und -zufriedenheit).

Warum ich noch da arbeite?
Die internen Probleme sind bekannt und vielleicht ändert sich ja in naher Zukunft noch was, das kann man nochmal ein wenig aussitzen. Aber der Hauptgrund ist:
Mir gefällt immer noch die selbstständige Arbeitsweise in den Projekten, die  Flexibilität die ich habe. Den ich bin mein eigener Herr über mein Zeitmanagement und meine Arbeitsorganisation - es zählt nicht das wann und wie ich was mache, sondern zu einem bestimmten Zeitpunkt muss eine saubere Arbeit pünktllich abgeliefert werden. Und ich mag meine tollen Kollegen mit denen Arbeiten richtig Spass macht, auch in ätzenden und stressigen Situationen. Meinen Chef seh ich max. dreimal im Jahr und während meines Urlaubes bleibt nichts liegen und wartet nichts auf mich, da ich meine Projekte vor Urlaubsantritt abschliessen kann.

Es wird immer vieles geben was für und gegen eine Firma oder einen Job sprechen, (eine Freundin hat dieses Jahr bereits zweimal die Firma gewechselt) - aber was vorrangig für mich zählt ist nicht Geld alleine, die Aufgabe muss Spass machen - Sonst bleibt der Erfolg und die Zufriedenheit aus.


Wie heißt es so schön:
Love it, change it or leave it. (Lieb es wie es ist, ändere was oder verlasse es)
 
In diesem Sinne ein schönes "normales" Wochenende!

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